Die Geschichte der Fleckviehzucht brachte immer wieder bekannte Vererber aus der Linie des 1964 geborenen Stammvaters STREIK hervor. Stiere wie Streif, Streitl, Samurai, Sport oder Streller beeinflussten die Fleckviehzucht. Der Fortbestand dieser Linie stand aber lange Zeit auf der Kippe. Die oft fehlende Fitness brachte Winnipeg in die Linie. Dies gilt für den in Oberösterreich stark eingesetzten SEHRGUT genauso wie für den einstigen Listenführer SISYPHUS. Beide führen über die mütterliche Abstammung Winnipeg im Pedigree. Heute werden die interessantesten Jungstiere aus dieser Linie, wie SUNSHINE oder SUPERBOY, bereits in der gezielten Paarung eingesetzt. Weitere Vertreter werden bald folgen. Für die S–Linie ergeben sich damit Chancen zu einer neuen Blüte.
Noch vor ein paar Jahren war es rund um die Streik-Linie etwas ruhiger geworden. Es rückten verstärkt Vertreter der Linien Morello, Redad, Horror und Huch ins Rampenlicht. Die Trendwende brachten die durch die EUROgenetik angekauften Serano-Söhne des Geburtsjahrganges 2012, SYMPOSIUM und SEHRGUT. Die Mutter von Symposium, die Imposium-Tochter Modei, brachte acht Kälber zur Welt. Die Mutter von Sehrgut, die Winnipeg-Tochter Emilie, brachte es schon auf 11 Abkalbungen und eine Lebensleistung von über 140.000 kg Milch – sie erfreut sich im bereits hohen Alter noch bester Gesundheit.
Auf den in Oberösterreich gezüchteten Symposium geht über Sisyphus der aktuelle Listenführer bei den Jungstieren, SUNSHINE, zurück. Die Stärken dieses Zweiges der S-Linie liegen in der hochpositiven Vererbung von Milchinhaltsstoffen und guten Eutern. Darüber hinaus waren bzw. sind sie als Kalbinnenstiere bekannt und geschätzt. Sunshine steht in den neuen Stallungen des BVN. Mütterlicherseits geht Sunshine auf Waban und Ivan zurück. Sunshine ist somit auf Winnipeg ingezüchtet. Für die Vererbungssicherheit und die Stärke in der Fitnessvererbung sollte dies ein Vorteil sein. Sperma von diesem Jungstier kann durch die Zusammenarbeit in der EUROgenetik auch in Oberösterreich bereits angeboten werden.
Der andere, vielleicht als Jungstier im Schatten von Symposium gestandene Serano-Sohn, ist SEHRGUT. Er beeindruckt mit einer Performance, die seinesgleichen sucht. Mittlerweile hat er seinem Halbbruder den Rang abgelaufen und seit Jahren einen fixen Platz unter den besten töchtergeprüften Vererbern. Derzeit laufen die Töchter des vor allem auch für die Besamung von Kalbinnen bei uns sehr stark eingesetzten Stieres auf. Seit der letzten Zuchtwertschätzung im August hat sich die Anzahl seiner Töchter in Milch auf über 2.800 verdoppelt. Es werden in den nächsten Jahren wohl über 10.000 Töchter werden.
Sein GZW blieb mit 128 stabil. SEHRGUT kombiniert die genetischen Vorzüge der väterlichen und mütterlichen Linie in beispielloser Manier und bringt Milch, Eutergesundheit und Nutzungsdauer auf hohem Niveau. Die meist etwas leichteren, mittelrahmigen Töchter haben etwas längere Striche. Auch aus dieser Sicht sind SERHGUT und seine Nachkommen eine willkommene Alternative für die Fleckviehzucht.
Durch die genomische Selektion dreht sich das Rad in der Fleckviehzucht schneller. Das Generationsintervall wird verkürzt. Die besten Söhne und Enkelsöhne sind ihren Vorfahren überlegen und werden durch die höhere Sicherheit der genomischen Zuchtwerte bereits zu einem Zeitpunkt eingesetzt, als man früher noch zu den bewährten und vor allem bekannteren Altstieren gegriffen hat. Auch im aktuellen Samenangebot der OÖ Besamungsstation GmbH werden SEHRGUT und sein bis dato komplettester und beliebtester Sohn SPARTACUS bereits durch seinen Enkelsohn SUPERBOY ersetzt. Es ist gar nicht so einfach, hier den Überblick zu bewahren. Deshalb machen wir zuerst noch einen Blick auf die Söhne von SEHRGUT, bevor wir uns der übernächsten Generation, auch wenn dies im Zuchtprogramm bereist die aktuelle Generation ist, zuwenden.
24 Söhne von SEHRGUT wurden von den verschiedensten Besamungsorganisationen eingestellt. Etwas haben sie alle gemeinsam: durch die Bank sehr gute Zuchtwerte für Milchleistung und Eutergesundheit. Der beliebteste und im Zuchtprogramm erfolgreichste Sehrgut-Sohn ist der vom Betrieb Buchinger aus Andorf aus der Herzschlag-Tochter Krone gezüchtete SPARTACUS. Blickt man auf sein Vererbungsprofil, ist dies auch nicht verwunderlich. Er sticht im Euterzuchtwert heraus. Sein Zuchtwert für Nutzungsdauer ist - ex aequo mit dem des Minor-Sohnes Moab - der höchste in der gesamten Fleckviehzucht. Genetisch höchst interessante weibliche und männliche Nachkommen sind auf den Versteigerungen gefragt.
Mit SUPERBOY erbt der erste verfügbare Sohn von SPARTACUS seinen Platz im Samenausgabeprogramm der Oö. Besamungsstation. Er scheint ein absoluter Alleskönner zu sein. Ein so fehlerfreies Vererbungsprofil auf so hohem Zuchtwertniveau ist nur sehr selten zu finden. Gezüchtet wurde er von der Betriebsgemeinschaft Grenzlandmilchhof GmbH in Julbach. Seine Mutter, die Zazu-Tochter Sabrina, stammt vom Zuchtbetrieb Siegl aus St. Oswald bei Freistadt – sie wurde erfolgreich über Embryotransfer genutzt. Auch wenn Sabrina derzeit erst in der 1. Laktation ist, hat sie alle Anlagen, eine Dauerleistungskuh zu werden, wie dies auch bei den Müttern von Symposium und Sehrgut der Fall war. Der formschöne und korrekte Jungstier glänzt mit positiven Zuchtwerten für Milchinhaltsstoffe, Fleischleistung und Fitness. Sein herausragendes Potential hinsichtlich Exterieurvererbung lässt langlebige Töchter erwarten.
Die Entwicklung der männlichen Vertreter aus den jüngsten Jahrgängen der Streik-Linie ist in der Anzahl und in der Qualität sehr erfreulich. Unter anderem befindet sich ein mischerbig hornloser, Mahango-freier Spartacus-Sohn mit GZW 140 im Besitz der OÖ. Besamungsstation in Aufzucht. Auch an anderen Besamungsstationen wird im 1. Halbjahr 2022 interessante Genetik aus der S-Linie angeboten werden. Wer es etwas konservativer angeht, macht mit Altmeister Sehrgut nichts verkehrt. Bei den lebenden weiblichen Jungrindern in Österreich ab Geburtsjahrgang 2020 gehören 5,6 % der Vater-Linie von Streik an. Es ist hierbei eine leichte Steigerung gegenüber Auswertungen von früheren Jahren feststellbar. Der Fortbestand der S-Linie scheint gesichert. Die Stiere aus dieser Linie sind wettbewerbsfähiger denn je. Bald werden auch die Söhne von besten Sehrgut-Töchtern das Samenangebot der Besamungsstationen bereichern.
Tabelle 2: Linienzugehörigkeit (direkte Vater-Linie) der lebenden weiblichen Jungrinder in Ö ab Geburtsjahrgang 2020. (Quelle: Fürst, C. ZuchtData)